Der Antiklimax
Nach den für uns wenig erfreulichen Resultaten der letzten Runden kam es zum möglicherweise vorentscheidenden Duell gegen den Abstieg. Featuring Dia 1, Königsspringer 2 und Schiri Ahrens 3. Vor dem Kampf hatten wir auf dem hintersten Nichtabstiegsplatz 2 Punkte Vorsprung auf Königsspringer – allerdings bei schlechteren Brettpunkten. Und anders als wir hatten die Schnelsulaner letzte Woche Biss gezeigt und irgendeine der diversen HSK-Truppen mit 7:1 weggehobelt. Würden sie heute gegen uns ebenso spielen – oder überhaupt gewinnen – bräuchten wir am letzten Spieltag Schützenhilfe. Ach ja, eigene Leistung bräuchten wir auch. Gewännen hingegen wir, so wären alle Fragen beantwortet. Bei einem Unentschieden blieben wir in der besseren Position, müssten aber auch den letzten Spieltag abwarten.
Die Einzelteile des brisanten Abends der nominell vierten Runde waren
Jochen Cremer (2101) – Jens Ove
Niels Jørgen – Marcus Möhrmann (2022)
Marc Lohse (1908) – Adesh
Matthias – Baldur Schroeter (2020)
Justus Streich (1957) – Daniel
Marten – Claus Goetz (1910)
Christian Melde (1980) – Tareq
Haschem – Shumon Akram (ohne)
Für mich persönlich war die Aufstellung doch überraschend, bei Heimspielen hatte ich bislang stets gegen Marc gespielt (und bei Auswärtsspielen gegen Baldur). Dass meine erwarteten Gegner nun einiges vor mir spielten, nahm ich mal als gutes Omen, während Jochen ein ebensolches darin erkannte, nicht gegen Herrn Kuberczyk spielen zu müssen. Ansonsten war es ein herrlicher Sonntag, warm und sonnig, genau die Bedingungen, unter denen in späten Runden in unteren Klassen in bedeutungslosen Kämpfen nicht immer straff nach Sofia-Regel gespielt wird.
Doch auf solche schnellen Partien war heute nicht zu setzen (wieso hat Adesh einen Turm mehr?), stattdessen würde lange um jeden halben Punkt gerungen werden (Niels Jørgens Mehrfreibauer da vorne sieht aber sehr stark aus) und die Spannung im Abstiegskampf ins Unermessliche steigen (Qualle gegen 2 Bauern ist oft spannend, Qualle und zwei Bauern mehr wie bei Marten meist nicht). Haschem kam übrigens 15 Minuten zu spät, da stand es noch 0:0, aber schon als Olaf Ahrens zum zweiten Mal die Uhrenstände notierte eben 3:0. Und auch der Rest war nicht ansatzweise besorgniserregend. So blöd es klingt, aber Königsspringer hat leider (für sie und den sportlichen Wert, für uns weniger) kollektiv ganz tief in den Eimer gegriffen – blieben aber dennoch entspannt und nett und so wurde es irgendwie doch ein sommerlicher Wettkampf, nur unter anderen Vorzeichen.
Jens Ove hatte nun die Eröffnung komplett verhunzt, sich aber langsam zurückgekämpft und lediglich ein Cremerscher Damentauscherzwinger vermied ein sofortiges KO durch Friesische Angriffswellen. Nun also ein Springerendpiel mit Mehrbauer für Jens Ove. Da dieser aber nach einigen Manövern vom Rest des Pulks weit entfernt war, fehlte Jochen am anderen Flügel der König und 4:0.
Haschem durfte nun den Klassenerhalt sichern. In einem Turmendspiel mit Wenigerbauern stand er obendrein noch bedrückt, aber fand eben doch die Züge, die sein Gegner nicht kontern konnte und es ergab sich das berüchtigte Turmendspielremis.
Daniel hatte nach gutem Beginn auch ein Endspiel mit Wenigerbauern, allerdings ein Leichtfigurenendspiel gegen das Läuferpaar. Dennoch war es wohl remis bis sich Daniel das Leben mit einem falschen Läuferfeld schwierig machte und dann mit einem Figureneinsteller zu schwierig.
Tareq begann wie gewohnt so, dass der Zuschauer nichts verstand (laut Eigenaussage auch die Spieler nicht), aber der weiße Turm, der bedrohlich in der schwarzen Rochade stand – der stand da halt und fehlte überall anders, sodass Tareq mit Mehrbauern und später nach der wunderschönen Zugsequenz (weißer König zunächst auf f1 und einem Läufer c5, der das erste Schach deckte) 1. … Tf2+ 2. Ke1 Sxf3+ 3. Kd1 Td2+ 4. Kc1 La3+ 5. Kb1 Tb2+ 6. Ka1 Txb5 eine Figur gewann. Viel gab es für Christian danach nicht mehr zu holen.
Matthias‘ Partie begann schnarchig und symmetrisch, er wollte aber keine Schnarchpartie spielen und erzwang eine Asymmetrie. Das ganze war etwas anrüchig und so musste er auch in ein Endspiel mit Wenigerbauern überleiten. Es war allerdings ein Turmendspiel und somit das Ergebnis in der Theorie wenig überraschend, auch wenn man bei Brettbetrachtung nicht so sicher war.
Am Ende also ein 6:2-Sieg, der nie in Frage stand und sich schon extrem früh abgezeichnet hatte auch wenn er niedriger hätte ausfallen können, es war schlicht nicht der Tag der Gäste, alles lief schief, das haben wir auch schon erlebt, es ist ätzend. Wenigstens folgten sie ihrem neuen Kampfschrei „Wenn wir schon nicht gewinnen, futtern wir ihnen wenigstens die Kekse weg“, sodass beim Aufräumen keine störenden Lebensmittelreste zu beseitigen waren. Wir bleiben also sicher drin, Königsspringer ist sicher raus (die Runde machende Gerüchte, dass es eventuell nur einen Absteiger geben könnte, sind von der Turnierordnung nicht gedeckt, ein möglicherweise freibleibender Platz wird durch einen zusätzlichen Aufsteiger gefüllt). Wir bleiben also da, KSH kehrt übernächste Saison zurück und dann auf ein Neues.